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PflegeFaktisch mit Francesca

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Cool- Out in der Pflege

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Bereits seit einiger Zeit erleben wir herausfordernde Zeiten in der Pflege. Das Spannungsfeld zwischen den pflegefachlichen Anforderungen und den ökonomischen Situationen der Einrichtungen ist deutlich spürbar. Um dieses Spannungsfeld auszuhalten, gibt es Reaktionsmuster, die es uns ermöglichen, mit diesen Situationen umzugehen. Prof. Dr. Karin Kersting beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit diesem Thema und nennt dieses „Cool-Out“ in der Pflege.

 

Forschungsprojekt moralische Krisenerfahrungen bei Kindern als Ausgangspunkt

Nach der Ausbildung als examinierte Krankenschwester und dem Studium der Erziehungswissenschaft arbeitet Karin als Lehrerin für Pflegeberufe. Konfrontiert mit dem nur wenig umsetzbaren Theorie-Praxis-Transfer, beschäftigt sich Karin mit Strategien und Reaktionsmustern zwischen dem Spannungsfeld der theoretischen Grundlagen und der Realität in der Praxis. Durch ein Forschungsprojekt über moralische Krisenerfahrungen bei Kindern und Jugendlichen lernt Karin die „cool-out“ Strategie kennen und überträgt die Ergebnisse auf die Pflege.

 

Grundlage der Cool-Out Theorie

Die Ergebnisse und die Herleitung der Cool-out Theorie bei Kindern und Jugendlichen erklärt Karin ausführlich im Podcast. Ihrer Ansicht nach entsteht im Pflege- und Gesundheitssystem eine vergleichbare Logik. In der Pflege gibt es eine Solidarität mit den PatientInnen und den betroffenen pflegebedürftigen Personen. Die Pflege soll im Allgemeinen patientenorientiert und an den Bedürfnissen und Ressourcen ausgerichtet sein. Die Autonomie und die Selbstbestimmtheit sollen wiederhergestellt werden. Gleichzeitig unterliegt die Pflege zunehmend ökonomischen Zwängen. Krankenhäuser und Einrichtungen des deutschen Gesundheitswesens sind nicht dem Gemeinwohl verpflichtet, sondern Wirtschaftsunternehmen oder Konzerne. Die Gewinnmaximierung steht im Vordergrund. Auf der anderen Seite stehen die Pflegenden. Der fachliche Anspruch und die Orientierung an den pflegebedürftigen und kranken Personen stehen im Widerspruch zum ökonomischen Druck, sodass ein Spannungsfeld entsteht. 

 

Reaktionsmuster, um dem Spannungsfeld begegnen zu können

Um in diesem Spannungsfeld arbeiten und vor allem aushalten zu können, entstehen unterschiedliche Reaktionsmuster. Die Reaktions- oder auch Deutungsmuster sind komplex und orientieren sich unter anderem an Qualifikation und Berufserfahrung. In manchen Situationen werden die täglich anfallenden Arbeiten erledigt, ohne diese weiter zu hinterfragen. Die Orientierung erfolgt an den Gepflogenheiten des Stationsalltags und der Widerspruch ist nicht immer sichtbar oder wird nicht erkannt. Sobald nicht mehr fraglos gehandelt wird, was einem im Alltag widerfährt, bekommt die Handlung eine neue Bedeutung. Der Widerspruch ist erkannt und es entwickeln sich Reaktions- und Deutungsmuster. Weiterhin besteht die Möglichkeit, die anfallenden Tätigkeiten fraglos zu übernehmen oder die Situation weiterhin zu hinterfragen. In den meisten Fällen entsteht ein ungutes Gefühl. Diese immer wiederkehrende Situation lässt Pflegekräfte an ihre Grenzen stoßen. In der Regel haben sie zunächst keine Strategie, um mit diesem Spannungsfeld konstruktiv umzugehen. Sie sehen sich als Opfer der Strukturen und rutschen in das Cool-out Reaktionsmuster. Insgesamt gibt es bei den Reaktionsmustern kein Richtig oder Falsch. Sie schützen die Pflegenden und befähigen sie dazu, das Spannungsfeld auszuhalten und gleichzeitig ihre moralische Integrität zu bewahren. Wie diesen Kälte-Reaktionsmustern begegnet werden kann und wie Teams und Einrichtungen Strategien entwickeln, beschreibt Karin in der zweiten Hälfte des Podcast. 

 

Wenn Ihr jetzt neugierig geworden seid, dann hört doch gerne in die aktuellen Folgen rein und besucht uns auf unserem YouTube-Kanal. Dort könnt Ihr auch gerne Fragen, Anregungen und Feedback in den Kommentaren dalassen. In diesem Sinne, einfach weiter PflegeFaktisch hören.

 

Eure Francesca 


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