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PflegeFaktisch mit Francesca

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Neue Studie - Angehörigenintegration in die Versorgung mit professionell Pflegenden

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In den aktuellen PflegeFaktisch-Folgen dreht sich alles um pflegende An- und Zugehörige. Heute spreche ich mit Prof. Dr. Wolfgang George, der von Hause aus Krankenpfleger und Organisationspsychologe ist. Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt sich Herr George auf wissenschaftlicher Ebene mit der Gruppe der pflegenden An- und Zugehörigen. Er untersucht in seinen Studien, ob und wie die pflegenden Angehörigen in den Versorgungsprozess von und mit professionell Pflegenden integriert werden können.

 

Eine Reise in die 70er-Jahre: Angehörige als Komplikation des pflegerischen Alltags 

Mehr als 20 Jahre lang studiert Herr George den Versorgungsprozess. In den 70er-Jahren herrscht die unausgesprochene Mentalität, dass Angehörige tendenziell als „störend“ empfunden wurden. Die Besuchszeiten und Angehörigen wurden damals eher als Irritation und Komplikationen des pflegerischen Alltags wahrgenommen. Alle waren froh, wenn wir den Patienten wieder für uns hatten und die Angehörigen beispielsweise das Krankenhaus wieder verlassen hatten, so George. Inzwischen hat sich jedoch das Mindset grundlegend geändert. Die Angehörigen werden nicht mehr per se als störende Gruppe empfunden, wobei sie nach wie vor nicht in den Versorgungsprozess integriert sind. Auch heute fehlt eine begründbare Einbeziehung der Angehörigen und eine professionalisierte Struktur. 

 

Angehörigenarbeit als selbstverständliche Unterstützung in der Pflege     

In der Auseinandersetzung mit den pflegenden Angehörigen bin ich eher davon ausgegangen, dass wir alle, die in der Pflege sind, die Unterstützung als selbstverständlich ansehen. Herr George differenziert diese Annahme im Gespräch genauer. In verschiedenen Versorgungsbereichen gelingt die Angehörigenintegration besser als in anderen. Er sieht eine gute Integration in der ambulanten Pflege oder auch in der Pädiatrie, denn hier sei die Pflegekraft zwingend auf die pflegenden Angehörigen angewiesen, sonst würde die Versorgung nicht funktionieren. 

 

Definition der pflegenden Angehörigen aus Sicht eines Wissenschaftlers

Früher war klar, dass ausschließlich Angehörige der Familie die Aufgaben von pflegenden Angehörigen übernommen haben, zum Beispiel Mitglieder der Familie, die sich aus einer Art „Pflichtkultur“ heraus um die betroffenen Personen gekümmert haben. Für George passt der angelsächsische Begriff des „Caregivers“ jedoch besser, denn seiner Ansicht nach werden durch diese Begrifflichkeit Unterschiede deutlicher: Ein Caregiver definiert eine Person, die das Caregiver-System bedient. Diese Person kann aus dem Familien und Freundeskreis kommen oder eben eine fremde Person oder eine Pflegekraft sein.

 

Aktueller Forschungsstand

Bis heute ist die Integration und Angehörigenarbeit im wissenschaftlichen Kontext nicht ausreichend untersucht. So wurden bis dato noch keine Profile definiert, nach denen unterschieden werden kann, was für ein Angehöriger uns gegenübersteht. Aus diesem Grund hat Herr George ein Cargiver-Assessment entwickelt, in dessen Rahmen die Perspektive des Patienten, des Angehörigen und der Pflegekraft berücksichtigt werden. Dadurch entsteht ein Profil der Befähigung und Bereitschaft, was der Angehörige überhaupt kann und will. Dieses Assessment ist klinisch zugelassen, also evidenzbasiert und findet vor allem im Krankenhaus Anwendung. Um die Versorgungsstrukturen und die Integration der Angehörigen weiterführend zu untersuchen, ist aktuell eine weitere Studie gestartet. Zum Zeitpunkt der Aufnahme des Podcast haben sich bereits über 600 betroffene Angehörige beteiligt. Über einen differenzierten Fragebogen werden alle Versorgungsbereiche untersucht. Ziel ist zu erkennen, wo noch Entwicklungsbedarf ist und wie neue oder andere Versorgungsstrukturen zukünftig gelingen und professionalisiert werden können.

 

Wenn Ihr jetzt neugierig geworden seid, dann hört doch gerne in die aktuellen Folgen rein und besucht uns auf unserem YouTube-Kanal. Dort könnt Ihr auch gerne Fragen, Anregungen und Feedback in den Kommentaren dalassen. In diesem Sinne, einfach weiter Podcast hören.

 

Eure Francesca 


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